Ostafrika: nach der Dürre - blühen Blumen?
Wir alle haben davon gehört: die Dürrekatastrophe in Ostafrika. Man hört davon, bis die Medienberichte immer seltener werden, irgendwann verschwinden. Doch was kommt danach? Wie geht die Geschichte weiter?
Trockenperioden schreiten voran, solange Regenperioden aussetzen oder zu kurz geraten. Vergangenen Herbst blieb der Regen zum Glück nicht aus. Ein Blick nach Nordkenia zeigt, was inzwischen geschah.
Nordkenia ist in den Grenzregionen zu Äthiopien und Somalia ein dünn besiedeltes Gebiet. Verschiedene Volksgruppen leben in erster Linie von der Viehzucht, wobei Kühe, Kamele, Schafe und Ziegen gehalten werden. Viele Menschen leben als Nomaden oder Halbnomaden. Die Grenzregionen zwischen Kenia und Äthiopien sind offen. Nach alter Tradition wandern Nomaden wechselseitig über die Staatsgrenzen, wobei der Süden Äthiopiens die wasserreichere Region ist, Nordkenia mehr Weideland zu bieten hat.
Die Landschaft gehört zur semiariden Zone. Normalerweise gibt es hier zwei Regenperioden, eine ‚Große’ im Frühjahr, sowie eine ‚Kleine’ im Herbst. Fallen diese wie in den Regenperioden davor zu kurz aus, verschlechtern sich Wasser- und Weidesituation laufend. Es kommt zu einer Dürre und massiven Versorgungsproblemen für Menschen und Tiere.
Nach den anhaltenden Regenfällen passiert das, was in allen trockenen Gegenden geschieht: Samen keimen schnell, Gräser und Blumen beeilen sich den nächsten Vegetationszyklus zu beschreiben, Bäume und Sträucher bringen in kurzer Zeit neues Laub hervor. Innerhalb einer Woche zeichnen zarte grüne Matten einen neuen Farbton in die Landschaft, nach einem Monat verwandeln sich trostlose Landstriche und Steinwüsten in üppige blühende ‚Gärten’.
Das Gras wächst schnell, Blumen bilden farbenfrohe Teppiche in Violett, Rot, Gelb oder Weiß. Wasserreservoire füllen sich auf, Menschen und Tiere werden wieder versorgt.
Auch wenn die Landschaften Nordkenias zwischenzeitlich wieder ein hoffnungsfrohes Bild zeichnen, muss man sich nichts vormachen. Solange die Regenperioden ergiebig wiederkehren, entspannt sich die Situation. Allerdings treten in dieser Region regelmäßig wiederholt länger anhaltenden Trockenperioden auf. Daran knüpft sich wiederum nur eine Frage der Zeit, dass Weidetiere sterben und somit für die dort lebenden Menschen Probleme der Mangelernährung auftreten. Werden solche Situationen durch politische Spannungen oder mangelnde Infrastruktur ergänzt, beschleunigen sich Bedrohungsszenarien.
In manchen Regionen Ostafrikas wie in Nordkenia konnte halbwegs zeitgerecht gegengesteuert werden. Den Bewohnern wurden lebensnotwendige Überbrückungshilfen zur Verfügung gestellt und die Auswirkungen gepuffert. Verluste an Weidetieren gab es natürlich dennoch. In Gegenden wie in der Grenzregion zu Somalia, wo politisch schwierige Umstände sowie physische Gewaltbedrohung für Hilfesteller und Betroffene Hilfsmaßnahmen erschweren, konnte und kann der Katastrophe nur unzureichend entgegen gewirkt werden.
Alle Fotos: Dieter Rachbauer