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Der Gletschergarten

Abseits traditionsreicher Wege - ein Seitenblick

Wir alle kennen das – man betritt ein Stückchen Landschaft und denkt sich: eigentlich sieht das aus wie ein wunderschöner Garten!
Solche durch die Natur erschaffenen Bereiche sind wundervolle gestalterische Inspirationsquellen. Und von solch einem Fleckchen Landschaft, von einem, das vermutlich noch nie an ihr Ohr gedrungen ist, von so einem will ich ihnen heute erzählen.

Der Karakorum-Highway: als eine der vielen alten Seidenstraßenrouten verbindet er Pakistan über den Khunjerab Pass mit China. Trockene Gebirgshänge säumen die eine Wegseite, während zeitgleich die tosenden Wasser des Indus oder anderer Oberlaufflüsse die andere Wegseite begleiten. Nur menschliche Siedlungsräume unterbrechen dieses Bildnis, mit Oasen, die durch die Bewässerung der Felder und Gärten entstanden. Einen Teilabschnitt davon bildet das geschichtsträchtige Hunza-Tal, und von diesem wiederum zweigt ein Seitental ab, in welchem die Ortschaft Hoper liegt.
Von Hoper ausgehend führt eine Trekkingroute zum Rush Phari See. Innerhalb des ersten halben Tages quert man zwei Gletscher namens Bualtar und Barpu. Hinter der Seitenmoräne des zweiten Gletschers erreicht man ein Tälchen, das auf einer Seite von kargen steilen Berghängen, auf der anderen von der Seitenmoräne des Gletschers eingefasst wird. Und hier befindet sich dasjenige Fleckchen Landschaft, das ein kleines erfreuliches landschaftliches Juwel darstellt.

Bereits am Eingang des Tälchens wirkt alles ungewöhnlich. Eine Unmenge an vom Gletscher geschliffenen Steinen und Felsen leuchten in allen nur erdenklichen Farben und Farbkombinationen, wirken wahllos und dennoch wie positioniert in der Landschaft verstreut. Ein Stück weiter gesellen sich blühende Wildrosen hinzu und verschönern den Besuchern mit einem zarten zitronenartigen Duft den Weg.

Noch ein Stück weiter fügen sich blühende Tamarisken und immergrüne Lebensbäume in das Ensemble ein. Und mittendurch schlängelt sich ein von Steinen und Moosen eingefasster Bachlauf. Dazwischen liegen immer wieder offene Bereiche, Weideflächen, Schafe und Ziegen fehlen nicht. Ein kulturlandschaftlicher Aspekt, der das Szenario ergänzt, während die schneebedeckten Berggipfel der Karakorum Gebirgskette am Horizont diesen Anblick zu unvergleichlicher Schönheit vervollständigen!

Atemberaubend – das wäre nicht der treffende Begriff. Inspirierend, motivierend, belebend? Ja, genau das ist es. Wie klingt ein Stück Landschaft, das zu ‚singen’ beginnt?

Beschwingt von dieser Umgebung, gingen wir des Weges, schlugen unser Nachtlager in einem wunderschönen friedvollen Tamariskenwäldchen auf. Dieser Bereich trägt den Namen Bericho Kor und liegt auf 3300 m Seehöhe. Die Atmosphäre dieses Platzes lud zum Ruhen und Verweilen ein.
Trotz langsamer Akklimatisation zwang mich die Höhenkrankheit am nächsten Morgen zur Umkehr. Ein Stück weit versuchte ich noch den weiteren Aufstieg, bis ich letztendlich dennoch am Wendepunkt ankam. Und von dort aus, von diesem Wendepunkt, kann man zu Füßen etwas sehen, was ich zuvor noch nie in dieser Ausprägung zu sehen bekommen hatte: einen Gletscher und einen höchst natürlichen ‚Garten’ – miteinander, nebeneinander.